TEIL I


AUF WELCHE WEISE REDMOND BARRY


DEN NAMEN UND TITEL
BARRY LYNDON ERRANG


Meine Herren, spannen Sie die Pistolen.


Barrys Vater war, wie viele junge Männer
aus gutem Hause, dazu erzogen,


die Laufbahn eines Juristen zu ergreifen.


Und sicher wäre er ein sehr
erfolgreicher Jurist geworden,


wäre er nicht in einem Duell umgekommen,


bei welchem es um den Kauf
einiger Pferde ging.


Nach dem Tod ihres Mannes
lebte Barrys Mutter...


in einer Weise, die über jeden Zweifel
erhaben war.


Mancher, der einst
von der Jungfer betört gewesen war,


machte erneut der Witwe einen Antrag.


Sie jedoch wies alle Bewerber ab...


und erklärte, einzig für ihren Sohn
und für das Gedenken...


ihres dahingegangenen Heiligen zu leben.


Erste Liebe! Wie vermag sie
einen jungen Mann zu ändern.


Was für ein wunderbares Geheimnis
er nun in sich trägt!


Die zärtliche Leidenschaft ergießt sich
aus dem Herzen des Jünglings.


Er liebt so natürlich, wie ein Vogel singt...


oder eine Rose blüht.


Killarney.


Also, und was machen wir jetzt?


Dreh dich um und sieh zur Wand.


Das Mädchen, dem Barrys Zuneigung galt,
und...


das die Ursache
seines frühen Unglücks war,


war seine Cousine Nora Brady.


Ich habe das Band von meinem Hals
irgendwo an mir versteckt.


Wenn du es findest, dann gehört es dir.


Du kannst überall suchen, wo du willst.


Ich werde wenig von dir halten,
wenn du es nicht findest.


Ich kann es nicht finden.


Aber du hast ja überhaupt nicht gesucht.


Ich kann es nicht finden.


Ich helfe dir.


Ich fühle das Band.


Warum zitterst du?


Weil ich das Band gefunden habe.


Du Lügner.


Um diese Zeit herrschte im Königreich
helle Aufregung...


wegen der Gefahr...


einer französischen Invasion.


Wer Rang und Namen hatte,


bewies seine Loyalität,
indem er Regimente...


zur Abwehr
der erwarteten Eindringlinge aufstellte.


Barry beneidete sie um ihre roten Röcke
und großspuriges Auftreten.


Brady Town stellte eine Kompanie auf,


die das Kilvangen Regiment
unter Captain Quin verstärken sollte.


Das ganze Land rüstete sich für den Krieg,


die drei Königreiche erklangen
voller Militärmusik.


Redmond! Was ist los mit dir?


Mußtest du fünf Mal
mit Captain Quin tanzen?


Captain Quin ist mir völlig gleichgültig.


Er tanzt sehr gut und
man unterhält sich nett mit ihm.


Die Uniform steht ihm gut.


Er hat mich aufgefordert.
Wie kann ich ihn da abweisen?


Mich hast du abgewiesen.


Mit dir kann ich immer tanzen.


Mit seinem Vetter zu tanzen, sieht aus,
als fände man keinen anderen.


Außerdem, Captain Quin ist ein Mann.


Du bist nur ein Bub
und hast keinen einzigen Groschen.


Sollte ich ihn wieder treffen,
wirst du sehen, wer der bessere Mann ist.


Ich werd's ihm zeigen.


Ach, red keinen Unsinn!


Es ist mir ernst.


Captain Quin ist überall
als tapferer Soldat bekannt.


Es ist schön und gut,
sich mit Bauerntölpeln zu prügeln,


aber es ist was anderes,
gegen einen Engländer anzutreten.


Dann soll dich doch
dein Engländer nach Hause bringen.


Redmond!


Barry hatte sich entschlossen,
Nora nie wiederzusehen.


Aber solche Entschlüsse,
vielleicht für eine Woche aufrecht erhalten,


werden in Momenten
trauriger Hoffnungslosigkeit preisgegeben.


Nein, Nora, nein.
Außer für Euch und vier andere,


das schwöre ich vor den Göttern,
war mein Herz...


noch nie entflammt.


Ah, ihr Männer... ihr Männer, John,


Eure Leidenschaft
gleicht nicht der unseren.


Wir sind wie gewisse Pflanzen,
von denen ich hörte.


Wir erblühen nur einmal.
Und dann sterben wir.


Sie... Sie... Sie meinen,
Sie haben noch nie...


solche Zuneigung
zu einem anderen gefaßt?


Niemals, John. Wie könnt lhr nur fragen?


Liebste Norelia!


Nora wurde von ihren Brüdern
Mick und Ulick begleitet,


in deren Interesse es lag,


eine Verbindung zwischen
Quin und Nora herbeizuführen.


Redmond! Wie schön, dich zu sehen.


Redmond!


Wie kannst du mir das antun?


Redmond! Was meinst du denn?


Wovon redest du eigentlich?


Ich glaube, ich sollte dir nun
etwas zurückgeben.


Dank dir, Redmond.


Ich... muß es irgendwo vergessen haben.


Ja, das hast du.


Captain Quin! Ich möchte Ihnen
meinen Cousin, Redmond Barry, vorstellen.


Miss Brady, es scheint,


dieser junge Mann will
etwas mit Ihnen besprechen.


Es ist wohl angebracht,
daß ich mich zurückziehe.


Ich habe gar nichts
mit meinem Cousin zu besprechen.


Mir scheint, Sie haben einiges
miteinander zu besprechen.


Er bedeutet mir nicht mehr
als mein Papagei oder mein Schoßhund.


Ach so?


Ist es lhre Art,
persönliche Kleidungsstücke...


lhrem Schoßhund oder
Papagei zu schenken?


Meinem Cousin darf ich wohl
ein Stückchen Band geben!


Ganz wie lhr wollt, Miss Brady.


Verschenkt davon, soviel lhr wollt.


Wenn Damen Herren Geschenke machen,
wird es für andere Herren Zeit, zu gehen.


Ich wünsche Ihnen beiden einen guten Tag.


Jack Quin!


Was ist denn hier los?


Das will ich Euch sagen, Sir.


Ich habe genug von Miss Brady
und Euren irischen Sitten.


Was ist los?


Wir gewöhnen Euch an die irischen Sitten
oder nehmen Eure englischen an.


Es ist nicht Sitte für eine englische Dame,
zwei Liebhaber zu haben.


Und jetzt zahlt Eure Schulden,


und ich verzichte auf alle Ansprüche
an diese Lady.


Wenn sie lieber Schuljungen mag,
soll sie sie haben.


lhr scherzt!


Es war mir noch nie so ernst.


John! Warte!


Du Satansbraten!


Überall mußt du deine Nase reinstecken!


Was hast du dich
mit einem Gentleman anzulegen?


Redmond, mein Junge. Nimm doch Platz.


Frau Brady und hochverehrte Damen.


Dieser Toast wird viel zu selten
ausgebracht in meiner Familie.


Und bitte nehmt ihn auf in allen Ehren.


Auf Captain und Frau John Quin.
Und auf ein langes Leben.


Gib ihr einen Kuß, Jack.
Da hast du einen Schatz!


Komm schon.


Was für ein Mann!


Auf ein langes und glückliches Leben.


Ein langes und glückliches Leben.


Ich danke Ihnen.


Redmond!


Dies ist... mein Trinkspruch,
Captain John Quin.


Redmond! Wie kannst du dich
in meinem Hause so benehmen?


Frau Brady, bringt die Kinder hinaus.


Mein lieber Freund, seid lhr verletzt?


Um Himmels willen!
Was bedeutet dieser Krach?


Es ist so, Sir,


dieser Lackaffe ist verliebt in Nora.


Er traf die beiden Hand in Hand im Garten.


Und jetzt will er den Kopf von Jack Quin.


Herr Brady!
Man hat mich hier schwer beleidigt.


Ich lasse mir diese Behandlung
nicht länger bieten.


Ich bin ein Engländer
und ein Mann von Vermögen!


Und was diesen Lümmel angeht,


er gehört verdroschen!


Herr Quin kann Genugtuung haben,
wann es ihm beliebt.


Er wende sich an Redmond Barry,
Esquire von Barryville.


Ich bringe den Jungen nach Hause.


Ein ganz schönes Durcheinander
hast du da angerichtet.


Obwohl du weißt,
daß dein Onkel kein Geld hat,


willst du eine Heirat verhindern,
die der Familie £1.500 im Jahr einbringt.


Quin will die £4.000 bezahlen,
die deinem Onkel so auf der Seele liegen.


Er nimmt ein Mädchen ohne einen Pfennig,


das sich in den letzten fünf Jahren
jedem Mann hier...


an den Hals geworfen hat,
ohne einen zu angeln.


Und du! Der du eigentlich
deinem Onkel dankbar sein solltest.


Das bin ich auch!


Und so dankst du ihm?


Hat er dich nicht nach dem Tod
deines Vaters aufgenommen?


Hat er nicht dir und deiner Mutter erlaubt,
mietfrei zu wohnen?


Hör zu! Geschehe, was will!


Ich schlage mich mit dem Mann,
der um Noras Hand anhalten wird.


Ich werde ihm nachgehen,
und sei es bis zum Altar!


Und Blut wird fließen. Seins oder meines.


Himmel und ich glaube dir!


In meinem Leben hab' ich noch nicht
so viel Schneid gesehen.


Gib mir einen Kuß, mein Junge.


Dein Vater wäre stolz auf dich.


Solange ich lebe, hast du immer
einen Freund und Sekundanten.


Dann bringt ihm meine Forderung
und arrangiert das Duell.


Nun... was sein muß, muß sein.


Schau, Redmond, mein Junge,
das bringt's doch nicht.


Das Mädchen wird Quin heiraten.
Das ist sicher.


Und genauso sicher vergißt du sie.


Du bist noch ein Junge. Und Quin
ist bereit, dich als solchen zu betrachten.


Stimmt das nicht, Quin?


Ja.


Nun, Dublin ist eine schöne Stadt.


Wenn du bereit bist, für einen Monat
in der Stadt zu verschwinden,


sind hier zehn Guineas
zu deiner Verfügung.


Akzeptiert lhr das, Captain Quin?


Ja, wenn sich Herr Barry entschuldigt
und nach Dublin geht,


betrachte ich die Sache
als ehrenhaft erledigt.


Sag, daß es dir leid tut, Redmond.


Mach schon! Das ist doch nicht so schwer.


Es tut mir aber nicht leid.


Und ich werde mich
auch nicht entschuldigen.


Und ich werde
auch nicht nach Dublin gehen.


Also dann bleibt
nichts anderes mehr übrig.


Gott behüte dich.


Das ist nicht meine Pistole.


Das ist eine von meinen Pistolen.


Deine kannst du dann ja
im nächsten Gang nehmen.


Viel Glück, Redmond.


Meine Herren...


Spannen Sie die Pistolen.


Meine Herren...


Legen Sie an.


Eins.


Zwei.


Drei.


Ist er tot?


Mausetot.


Dies ist ein schlimmer Tag
für unsere Familie.


Du hast uns 1.500 Pfund im Jahr geraubt.


Nun verschwinde, bevor die Polizei da ist.


Diese Angelegenheit wurde ihnen
ganz sicher schon zugetragen.


Komm schon, Redmond.
Ich geh mit dir nach Hause.


Wie anders wäre Barrys
Schicksal verlaufen,


hätte er sich nicht in Nora verliebt...


und den Wein in Captain Quins Gesicht
geschleudert.


Aber es war ihm bestimmt,
ein Wanderleben zu führen.


Und das Duell mit Quin schickte ihn schon
in jungen Jahren auf seine Reise,


wie man gleich sehen wird.


Der Junge muß sich
auf jeden Fall verstecken.


Am besten geht er nach Dublin,


bis Gras über die Angelegenheit
gewachsen ist.


Aber das Kind war noch
nie von zu Hause weg.


Wäre er hier nicht genauso sicher?


Ich wünschte, das wäre so, Tante Bell.


Aber die Polizei von Kilvangen
ist bestimmt schon unterwegs.


Und... Dublin ist immerhin
fünf Tagesritte von hier entfernt.


Dort kennt ihn sicher keine Menschenseele.


Ich möchte den Teufel
nicht an die Wand malen,


aber du weißt, was geschehen kann,
wenn sie ihn erwischen.


Es geht schon gut.


Ich werde auf mich aufpassen, Mutter.


Ein junger Mann, erstmals von zu Hause
fort und mit 20 Guineas in der Tasche,


ist schwerlich betrübt.


Barry ritt in Richtung Dublin
und dachte nicht so sehr...


an die gute Mutter zu Hause,


als an die Zukunft und all ihre Wunder.


Entschuldigt, Fräulein...


Könnte ich einen Schluck Wasser
bekommen?


Guten Tag, junger Herr.


Guten Tag.


Wollt lhr einen mittrinken?


Nein, danke.


Oder vielleicht essen?


Sehr nett von Euch,
aber ich habe noch einen langen Weg.


Vielen Dank.


Auf Wiedersehen.


Entschuldigt bitte, Sir.


So sehen wir uns wieder, junger Herr.


Es hat gar keinen Zweck.


Steigt bitte vom Pferd.


Hebt Eure Hände über Euren Kopf, bitte.


Kommt näher.


Halt.


Wie geht es Euch? Ich bin Captain Feeney.


Captain Feeney!


Captain Feeney. Zu Euren Diensten.


Der Captain Feeney?


Derselbe.


Darf ich Euch meinen Sohn vorstellen:
Seamus.


Und mit wem habe ich die Ehre?


Ich bin Redmond Barry.


Freut mich sehr, Herr Barry.


Und nun zu dem unerfreulicheren Teil
unserer kurzen Bekanntschaft.


Dreht Euch um und haltet Eure Hände
hoch über dem Kopf.


Das sind mindestens
20 Guineas in Gold, Vater.


Wunderbar. lhr scheint
ein wohlhabender junger Mann zu sein.


Ich bitte Euch!
Das Geld hat meine Mutter gespart.


Bitte erlaubt mir, es zu behalten!


Ich bin selber auf der Flucht.


Ich erschoß einen englischen Offizier
im Duell und muß untertauchen.


Herr Barry...


In meinem Beruf hört man
viele solcher Geschichten.


Eure ist die rührendste und aufregendste
seit langem.


Bedauerlich, daß ich Eurer Bitte
nicht entsprechen kann.


Aber ich will folgendes für Euch tun.


Ich lasse Euch Eure Stiefel, die ich sonst
für mich selbst beansprucht hätte.


Die nächste Stadt
ist nur fünf Meilen entfernt.


Macht Euch am besten gleich auf den Weg.


Darf ich wenigstens mein Pferd behalten?


Das kann ich nicht erlauben.


Leute unseres Standes müssen sich
schneller fortbewegen als unsere Kunden.


Guten Tag, junger Herr.


lhr könnt Eure Hände jetzt
herunternehmen, Herr Barry.


Gales Infanterie-Regiment
unter Generalleutnant Charles Gale,


das sich so ruhmreich in den vergangenen
Unruhen ausgezeichnet hat,


braucht neue Männer,
um diejenigen Veteranen zu ersetzen,


die sich ein Schilling Pension
pro Tag redlich verdient haben.


Alle tüchtigen, freien
und ehrgeizigen jungen Männer,


die darauf aus sind,
das Leben eines Gentleman zu führen,


fordere ich hiermit auf, sich
dem Rekrutierungsoffizier vorzustellen,


der garantiert, daß sie
all jene Vergünstigungen erhalten,


die ihnen aufgrund von Verdienst
und guter Führung zustehen.


Jedem, der den Voraussetzungen
entspricht, wird sofort...


Seiner Majestät Königlicher Sold
von eineinhalb Guineas ausbezahlt.


Dazu Bekleidung, Waffen
und sämtliche Ausrüstung.


Es lebe England. Es lebe König George.


Ein junger Herr,


der einen anderen im Duell tötete,
und der von der Polizei verfolgt wurde,


konnte die Gelegenheit,
sich im Ausland verdient zu machen,


nicht ungenutzt verstreichen lassen.


Und man brauchte zu dringend Soldaten,
um nach deren Vergangenheit zu fragen.


He, du! Junge!


Kann ich einen neuen Becher bekommen?
Der ist ja ganz fettig!


Ganz fettig! Gib dem Herrn eine Serviette
und eine Tasse Schildkrötensuppe.


Wenn lhr ihn ärgern wollt,
fragt ihn nach seiner Frau,


der Wäscherin, die ihn immer verdrischt.


Herr Toole! Wäscht Eure Frau
denn auch Servietten?


Ich habe gehört, daß sie Euch
gern das Maul damit stopft.


Frag ihn, warum er sie gestern
nicht sehen wollte, als sie herkam.


Warum habt lhr Euch versteckt,
als Frau Toole zu Besuch kam?


Hattet wohl Angst, verhauen zu werden?


Meine Herren. Wenn lhr wollt,
könnt lhr das im Faustkampf aushandeln.


Wir würden zu diesem Anlaß
auch gern einen Ring bilden.


Meine Herren. Tretet bitte vor.


Gebt Euch die Hände.


Gebt Euch die Hände.


Geht jetzt in Stellung!


Kein Beißen, Treten oder Kratzen.


Wer zuletzt aufrecht steht, hat gewonnen.


Meine Herren, beginnt den Kampf, jetzt!


Barrys Ausbildung ging im Lager weiter.


Nach einem Monat war Barry
zu einem adretten Soldaten geworden.


Indessen wurde durch
das Dazustoßen anderer Truppen...


die Stärke des Regiments ständig erhöht.


Sie sollten sich mit den Armeen,
die in Deutschland kämpften, vereinigen.


Und so traf Barry einmal...


seinen Sekundanten
in jenem unglückseligen Duell:


Captain Grogan.


Es hätte uns viel erspart, hätten wir
gewußt, was aus dir geworden ist.


Warum hast du nie
deiner Mutter geschrieben?


Ich weiß.


Ich schämte mich,
weil ich all ihr Geld verloren hatte.


Und Vaters Degen und Pistolen.


Das konnte ich nicht schreiben.


Deiner Mutter war all das
völlig gleichgültig.


Du warst ihre einzige Sorge.


Noch heute abend
schreibst du ihr einen Brief.


Schreib ihr, du bist wohlauf.


Ich schreibe ihr.


Wie geht es Fräulein Brady?


Es sind inzwischen
nur noch sechs Fräulein Bradys.


Wieso? Was ist mit Nora?


Sie hat sich deine Abreise
so zu Herzen genommen,


daß sie sich mit einem Ehemann
trösten mußte.


Sie ist nun Frau John Quin.


Frau John Quin?


Gab es noch einen John Quin?


Nein.


Es ist immer noch derselbe.
Er hat sich wieder erholt.


Deine Kugel konnte ihn schwerlich
verletzen. Sie war aus Tau.


Aus Tau?


Die Bradys lassen dich doch nicht 1.500
Pfund im Jahr über den Haufen schießen?


Der Ablauf des Duells war genau geplant,
um dich loszuwerden.


Weil der feige Quin sie aus Angst vor dir...


niemals geheiratet hätte.


Aber getroffen hast du ihn wirklich gut,
mein Junge.


Mit einer dicken Kugel aus Tau.


Er war so verängstigt, daß er erst
nach einer Stunde wieder zu sich kam.


Brauchst du etwas Geld?


Wende dich nur an mich.
Dein Onkel gab mir ein paar Hundert.


Und solange es reicht,
soll es dir an nichts fehlen.


Es bräuchte einen größeren Historiker
als mich,


um die Ursachen
jenes siebenjährigen Krieges zu erklären,


in dem sich Europa befand.
Barrys Regiment jedenfalls...


zog los, um daran teilzunehmen.
Es genügt, festzustellen,


daß England und Preußen vereint...


gegen Frankreich, Schweden,
Rußland und Österreich kämpften.


Barry bekam einen Vorgeschmack
vom Krieg...


in einem kleinen Scharmützel
gegen eine Nachhut Franzosen,


die ein Feld
neben einer Straße besetzt hielten,


die von den englischen Streitkräften
passiert werden sollte.


Diese Begegnung wird
in keinem Geschichtsbuch erwähnt,


war aber denkwürdig genug für die,
die daran teilnahmen.


Ich habe nur noch hundert Guineas übrig.


Den Rest habe ich im Kartenspiel verloren.


Küß mich, Redmond,
wir sehen uns nie mehr wieder.


Es ist einfach, zu Hause im Sessel
von ruhmreichen Feldzügen zu schwärmen.


Aber es ist eine andere Sache,
sie am eigenen Leibe zu erfahren.


Nach dem Tod seines Freundes gab Barry
seinen Traum von Soldatenruhm auf,


und wollte nur noch
dem Kriegsdienst entrinnen,


zu dem er für weitere sechs Jahre
verpflichtet war.


Die Herren sprechen
vom Zeitalter der Ritterlichkeit,


aber denken Sie an die Pflüger, Wilderer,
und Taschendiebe, die sie anführten.


Mit diesen traurigen Mitteln
vollbrachten große Krieger und Könige...


ihr mörderisches Werk in der Welt.


Barry hätte kaum in schlechteren Umgang
geraten können,


als den, in dem er sich befand.


Doch schon bald sollte sich
sein Schicksal wenden,


und zwar durch einen Umstand,


der ihn unversehens
seines alten Dienstes enthob.


Freddie, du darfst mir
wirklich nicht böse sein,


aber ich muß dir etwas sagen,
was dich nicht freuen wird.


Was ist denn los?


Nein! Versprich mir erst,
daß du mir nicht böse sein wirst.


Komm schon, Jonathan!
Mach kein solches Theater!


Was ist denn los?


Es tut mir leid, ich muß nochmals fort.


Für ungefähr 2 Wochen.


Oh, mein Gott!
Das ist doch nicht dein Ernst?


Doch. Ich kann nichts daran ändern.


Und wo mußt du diesmal hin?


Ich muß nach Bremen, Prinz Henry
wichtige Depeschen überbringen.


Letztes Mal hast du versprochen,
daß das nie mehr vorkommen wird.


Ich weiß. Ich hab' getan, was ich konnte.


Aber Pontorsby besteht darauf,
nur mich schicken zu können.


Hier zeigte sich die ideale Gelegenheit,
der Armee zu entrinnen.


Nur wenige Meilen trennten ihn
vom preußischen Besatzungsgebiet,


wo Uniform und Papiere dieses Offiziers...


es ihm möglich machen sollten,
problemlos weiterzukommen,


und einen Vorsprung zu halten
vor der Nachricht seiner Desertierung.


Dann bleibt uns nur wenig Zeit.


Bist du mir sehr böse?


Du weißt, daß ich nicht lange
böse sein kann mit dir.


Oh, Jonathan,


in Momenten wie diesem wird mir klar,
wieviel du mir bedeutest,


und wie unerträglich leer
das Leben ohne dich wäre.


Frederick!


Barry war froh, die Uniformen
der preußischen Infanterie zu sehen.


Nun war er sicher, das englische
Besatzungsgebiet verlassen zu haben.


Er beabsichtigte nach Holland zu gehen,


fast das einzige neutrale Land
Europas in dieser Zeit.


Von dort wollte er irgendwie
per Schiff nach Hause kommen.


Barry hatte die ihm zukommende...


Stellung eines Gentleman wieder erreicht,


und beschloß, sie nie wieder aufzugeben.


Ein wenig.


Ich habe nichts gegessen.
Den ganzen Tag lang.


Kennen Sie vielleicht ein Gasthaus,
wo man einkehren kann?


Nein, ich glaube nicht.


Da ist kein Gasthaus, bis Grünberg.


Wohnen Sie hier in der Nähe?


Könnte ich bei Ihnen essen?
Ich würde auch dafür bezahlen.


Ich denke schon.


Ist das ein Junge oder ein Mädchen?


Ein Junge.


Und wie heißt er?


Peter.


Und wie alt ist Peter?


Er ist ein Jahr alt.


Und wo ist Peters Vater?


lhr meint, wo er ist?


Ja.


Er ist noch im Krieg.


Wie lange ist er schon weg?


Wie bitte?


Was?


Oh... schon sehr lange.


Seit dem Frühling.


lhr vermißt ihn wohl sehr.


Ja.


Es muß sehr gefährlich für Euch sein
im Krieg.


Ich bin Offizier und muß meine Pflicht tun.


Seid lhr manchmal...


einsam?


Manchmal.


Was habt lhr gesagt? Wie war Euer Name?


Leutnant Fakenham.


Nein, ich meine...


Was ist Euer Vorname?


Jonathan.


Würdet lhr gerne...


bei mir bleiben?


Für ein paar Tage oder ein bißchen länger?


Das wäre wunderschön.


Ein Mädchen, das ihr Herz
an einen Burschen in Uniform verliert,


muß bereit sein,
ihre Liebhaber oft zu wechseln,


oder ihr Leben würde traurig sein.


Lischens Herz war
den naheliegenden Dörfern ähnlich.


Oft bestürmt und wohl auch eingenommen,
bevor Barry es erobert hatte.


Während der fünf Jahre Krieg,


hatte Friedrich der Große den Bestand an
Männern seines Landes so geschwächt,


daß er zahlreiche Anwerber
einstellen mußte,


die vor keinem Verbrechen zurückscheuten,
auch nicht vor Entführung,


um nur ja die Regimente
des Königs wieder aufzufüllen.


Guten Abend, Sir.


Ich bin Hauptmann Potzdorf.
Mit wem habe ich die Ehre?


Guten Abend. Ich bin Leutnant Fakenham,
Gales Infanterie-Regiment.


Freut mich sehr.


Können wir Euch behilflich sein?


Danke, aber ich muß weiter,
dringende Depeschen überbringen.


Und was ist Euer Ziel?


Bremen.


Dann habt lhr Euch offensichtlich verirrt.


Bremen liegt
in der entgegengesetzten Richtung.


Seid lhr sicher?


Ja.


Ist ja nicht zu fassen!


Meine Abreise war so plötzlich, daß meine
Ordonanz mir falsche Karten aushändigte.


Verstehe.


Versteht mich nicht falsch, Leutnant,


aber darf ich Euch fragen,
ob lhr Eure Papiere bei Euch habt?


Ja, selbstverständlich.


Gestattet lhr mir einen Einblick?


Natürlich.


Danke vielmals.


Danke, Leutnant. Ich hoffe,
ich habe Euch nicht allzusehr belästigt.


Keineswegs.


Da wir ja nun
in die gleiche Richtung reiten,


erlaubt mir bitte, Euch eine Mahlzeit
anzubieten und ein Bett für die Nacht,


wie auch eine richtige Karte?


Sehr aufmerksam von Euch, Hauptmann.
Es ist mir eine Ehre, anzunehmen.


Barry wurde mit großer Zuvorkommenheit
behandelt.


Es wurden ihm viele Fragen
über England gestellt,


die er, so gut er konnte, beantwortete,
indem er viele Geschichten erfand.


Er beschrieb den König und die Minister,


prahlte, daß der britische Botschafter
in Berlin sein Onkel sei,


und bot Potzdorf an,
ihn bei seinem Onkel einzuführen.


Sein Gastgeber schien ihm
alles zu glauben,


und Barry merkte nicht,
wie er seinen geschickten...


Fragen auf den Leim ging.


England liegt so nah,
und ich weiß so wenig darüber.


Außer, daß lhr die mutigste Nation
der Welt seid,


und daß wir froh sein können,
Euch an unserer Seite zu wissen.


Leutnant Fakenham,


trinken wir auf die Freundschaft
unserer beiden Nationen.


Auf unsere beiden großen Nationen.


Habt lhr ein Glück, nach Bremen zu reiten.


Ich kenne dort
eine der schönsten Frauen Europas.


Könntet lhr einen Brief an sie mitnehmen?


Gewiß.


Übrigens, wem überbringt lhr
eigentlich Eure Depeschen?


General Williamson.


General Williamson?


General Percival Williamson?


Ja. Genau dem.


Unter Arrest? Hauptmann Potzdorf! Sir.


Ich bin ein britischer Offizier.


lhr seid ein Lügner und Hochstapler.


Ein Deserteur.


Ich hatte Euch vorhin schon im Verdacht,
und Eure Lügen haben es mir bestätigt.


Der General, dem lhr angeblich Depeschen
überbringen wollt, ist seit 10 Monaten tot.


lhr sagt, der britische Botschafter...


in Berlin sei Euer Onkel und gebt ihm
den blödsinnigen Namen "O'Grady".


Soll ich Euch zwingen, der preußischen
Armee beizutreten, oder tut lhr's freiwillig?


Ich tu's freiwillig.


Die preußische Armee war bedeutend
härter als die englische.


Der gemeine Soldat fristete sein Dasein
in dauernder Angst.


Kontinuierliche Bestrafungen.
Jeder Offizier konnte sie auferlegen.


Spießrutenlaufen
war an der Tagesordnung.


Größere Vergehen wurden
mit Verstümmelung oder Tod bestraft.


Gegen Ende des siebenjährigen Krieges
wurde die Armee,


berühmt für ihre Disziplin,
noch von preußischen Offizieren befehligt.


Aber sie bestand zum großen Teil...


aus Männern der untersten Stufen
der Menschheit,


angeworben oder gestohlen
aus allen Nationen Europas.


Barry war in der schlimmsten Kompanie,


und erwies sich als gelehriger Schüler
jeglicher Form von Mißverhaltens.


Der Oberst verkündete
die Zufriedenheit des Königs...


über die Führung des Regiments
in der Schlacht von Audorf...


und über Barrys Tapferkeit
bei der Rettung Potzdorfs,


welche mit der Summe von
zwei Frédéric D'Or belohnt wurde.


Hauptmann Barry.


Sie sind ein tapferer Soldat
und kommen aus gutem Haus.


Aber Sie sind faul und gewissenlos.


Sie haben einen schlechten Einfluß
auf die Männer.


Trotz lhrer Tapferkeit
wird es ein böses Ende mit Ihnen nehmen.


Ich hoffe, Herr Oberst hat unrecht.


Ich bin in schlechte Gesellschaft geraten,
aber ich tat nur, was andere auch taten.


Ich hatte nie einen Freund oder Beschützer,


dem ich zeigen konnte, was ich wert bin.


Herr Oberst mögen mich
zum Teufel schicken.


Und ich würde zum Teufel gehen,
um dem Regiment zu dienen.


Der Krieg war zu Ende und
Barrys Regiment war in Berlin stationiert.


Mittlerweile hatte er das Vertrauen
von Hauptmann Potzdorf gewonnen.


Ein Umstand, der sich bald
zu seinen Gunsten auswirken sollte.


Guten Morgen, Redmond.


Guten Morgen, Herr Hauptmann.


Ich möchte dich meinem Onkel vorstellen,
dem preußischen Polizeiminister.


Guten Morgen, Herr Minister.


Redmond...


Ich sprach mit dem Minister über deine
Verdienste, und dein Glück ist gemacht.


Du wirst vom Dienst befreit...


und im Polizeibüro angestellt,
und, mit der Zeit...


wirst du dich in besseren Kreisen
bewegen können.


Gehorsamsten Dank, Herr Hauptmann.


Deine Loyalität zu mir und dein Dienst
im Regiment haben mir gefallen.


Es hat sich nun eine Gelegenheit ergeben,
wo du uns von großem Nutzen sein kannst.


Und bist du erfolgreich,


verlaß dich drauf,
dann wirst du gut belohnt.


Ich will versuchen, mein Bestes zu tun.


Es gibt in Berlin einen Herrn, der im Dienst
der Kaiserin von Österreich steht.


Angeblich ist sein Name
Chevalier de Balibari.


Er scheint dem Beruf
eines Spielers nachzugehen.


Er ist ein Lebemann,


mag Frauen und gutes Essen,


ist von einnehmendem Wesen
und sehr höflich.


Er spricht französisch
und deutsch gleich gut.


Aber wir nehmen aus gutem Grund an,
daß dieser Monsieur de Balibari...


in Wirklichkeit
aus deiner Heimat Irland stammt.


Und hier in Berlin ist als Spion.


Durch deine Englischkenntnisse...


bist du genau der richtige Mann,
um in seine Dienste zu treten...


und für uns herauszufinden,
ob er ein Spion ist oder nicht.


Willst du diesen Auftrag für uns erledigen?


Ich werde alles tun, was in meiner Kraft
steht, um Euch dienlich zu sein...


und Hauptmann Potzdorf.


Offiziell kannst du natürlich
kein Wort Englisch.


Fragt der Chevalier nach deiner Herkunft,
sag, du kommst aus Ungarn.


Du hast im Krieg gedient,


und hast die Armee
aus gesundheitlichen Gründen verlassen.


Dann hast du zwei Jahre
bei Monsieur de Quellenberg gedient.


Er ist jetzt mit der Armee in Schlesien,
aber du wirst ein Zeugnis von ihm haben.


Es war sehr unbedacht von Barry,


doch als er die prächtige Erscheinung
des Chevaliers sah,


und sein aristokratisches Benehmen,


fühlte er sich außerstande,
die Verstellung aufrechtzuerhalten.


Nur einer, der jahrelang
in der Fremde leben mußte,


kann ermessen, was es bedeutet,
die Stimme eines Landsmannes zu hören.


Die meisten werden daher...


den Gefühlsausbruch, der nun folgen sollte,
kaum verstehen können.


Sir...


Ich muß Euch ein Geständnis machen.


Ich bin Ire.


Ich heiße Redmond Barry.


Ich mußte in die preußische Armee
eintreten.


Nun wurde ich in Eure Dienste
gezwungen...


von meinem Hauptmann Potzdorf
und seinem Onkel, dem Polizeiminister.


Ich habe den Auftrag, Euch zu überwachen.


Und ich soll über alles Bericht erstatten.


Der Chevalier war genauso gerührt,
einem seiner Landsleute zu begegnen.


Denn auch er war im Exil.


Und eine freundliche Stimme, ein Blick...


ließen das Bild der Heimat
vor seinen Augen auferstehen.


Er geht regelmäßig zur Kirche.
Er ist sehr gläubig.


Und nach der Messe fährt er
zum Frühstück nach Hause.


Dann fährt er für gewöhnlich aus.


Barry erstattete regelmäßig
dem Minister Bericht.


Die Einzelheiten waren jeweils zuvor
mit dem Chevalier abgesprochen.


Sie waren übereingekommen,
so weit wie möglich...


bei der Wahrheit zu bleiben,
um sich nicht zu verraten.


So waren Barrys Berichte reich
an zutreffenden Ereignissen,


die aber ohne Bedeutung waren.


Barry behielt seine Rolle als Diener.


In Gegenwart von anderen
sprach er kein Wort englisch.


Und er war beim Servieren darauf bedacht,
einen Einblick in die Karten zu erhalten.


Dank seiner scharfen Augen...


und einer Begabung für dieses Metier,


konnte er seinem Gönner,


bald von erheblichem Nutzen sein.


Wenn er den Tisch zum Beispiel
mit der Serviette abwischte,


dann hieß das,
daß der Gegner Karo spielte.


Das Zurechtrücken eines Stuhles
bedeutete Pik As.


Wenn er "Punsch oder Wein, Euer Gnaden"
fragte,


meinte er "Herz". Und so weiter.


Der Prinz von Tübingen...


stand in enger Beziehung
zu Friedrich dem Großen.


Und er war ein leidenschaftlicher Spieler,
wie die Herren...


an den meisten europäischen Höfen.


Chevalier...


lhr habt mich betrogen.


Nur leider weiß ich nicht wie.


Diese Anklage muß ich zurückweisen.


Wie kommt lhr zu dieser Annahme,
Euer Gnaden?


Ich weiß nicht wie,


aber ich bin davon überzeugt.


Euer Gnaden schulden mir
15.500 Frédéric d'Or,


die ich ehrlich gewonnen habe.


Chevalier...


Wenn lhr Euer Geld jetzt haben wollt,
holt es Euch mit dem Degen.


Wenn lhr Euch aber geduldet,


vielleicht bezahle ich Euch
ein andermal meine Schulden.


Euer Gnaden, wollte ich darauf eingehen,


müßte ich einen ehrenhaften und
einträglichen Beruf aufgeben.


Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen.


Ich stehe zu Eurer Verfügung,
wann und wo es Euch beliebt.


Gute Nacht.


Wurde der Prinz betrogen?


Nein, Herr Minister.
Soweit ich solche Dinge beurteilen kann.


Ich glaube, daß er das Geld
ehrlich gewonnen hat.


Was beabsichtigt der Chevalier zu tun?


Ich bin nicht sicher.


Der Prinz gab zu verstehen,
daß er um sein Geld kämpfen muß.


Ein Duell mit dem Prinz von Tübingen
ist unmöglich.


Der Prinz hat ihm
keine andere Wahl gelassen.


Können Sie morgen hierher kommen,
ohne Verdacht zu erregen?


Ich weiß, daß der Minister
das Duell verhindern will.


Wenn das aber gelingt,
wie kommen wir dann zu unserem Geld?


Du mußt ihm sagen,
daß ich auf Genugtuung bestehe.


Und nun schau nicht so traurig,
mein Junge.


Meine Freunde in der österreichischen
Botschaft werden mir schon helfen.


Schlimmstenfalls werde ich aus diesem
langweiligen Land ausgewiesen.


Sollten sie das tun,


werde ich dich nicht zurücklassen.


Keine Sorge.


Der König hat beschlossen,
den Chevalier des Landes zu verweisen.


Hat er schon Genugtuung gefordert?


Noch nicht, aber er hat es vor.


Vielleicht heute noch.


Dann muß es morgen geschehen.


Alle Vorbereitungen sind getroffen.


Du hast gesagt, daß er gewöhnlich
täglich nach dem Frühstück ausfährt.


Jawohl.


Gibt es einen Grund anzunehmen,
daß er es morgen nicht tun wird?


Keinen.


Gut.


Wenn der Chevalier morgen früh
seine Kutsche nimmt,


erwarten ihn zwei Offiziere
und begleiten ihn zur Grenze.


Sein Gepäck wird ihm nachgeschickt.


Exzellent.


Am nächsten Tag um zehn Uhr...


wollte der Chevalier de Balibari...


wie gewöhnlich
seine morgendliche Spazierfahrt antreten.


Wo ist mein Diener Lazlo?


Ich werde Euer Gnaden behilflich sein.


Was hat das zu bedeuten?


Bitte steigt ein.


Stehe ich unter Arrest?


Wir werden jetzt zur Grenze fahren.


Zur Grenze? Aber ich bin auf dem Wege
zur österreichischen Botschaft.


Mein Befehl lautet,
Euch zur Grenze zu begleiten,


und dafür zu sorgen,
daß lhr das Land verlaßt.


Aber ich fahre nicht zur Grenze.


Ich fahre zum österreichischen Botschafter.
Es ist wichtig.


Ich soll Euer Gnaden zur Grenze bringen,
mit welchen Mitteln auch immer.


Kommt lhr widerstandslos mit,


soll ich Euch vom Prinzen von Tübingen...


diese Börse mit 2.000 Frédéric d'Or
überreichen.


Ganz Europa wird davon hören.


Und so wurde Barry,
ohne Paß oder Papiere,


und unter dem Schutz
von zwei preußischen Offizieren,


über die Grenze nach Sachsen
und in die Freiheit eskortiert.


Der Chevalier selbst hatte in der
Nacht zuvor das Land unauffällig verlassen.


Nachdem Barry auf so glanzvolle Weise
seiner Knechtschaft entronnen war,


begann er seine berufliche Laufbahn
am Spieltisch.


Er war entschlossen, von nun an endgültig
das Leben eines Gentleman zu führen.


Die Vier gewinnt.


Bald wurden er und der Chevalier
an jedem europäischen Hof empfangen...


und schnellstens etabliert...


in der allerbesten Gesellschaft,
die das Glücksspiel liebte,


und die sie als Lehrmeister
dieser Kunst hoch schätzte.


Die Sieben.


Warum nicht die Sieben?


Alles... alles, ja.


Rien ne va plus.


Die Sieben...


verliert.


Faites vos jeux.


Chevalier, gebt lhr mir
einen Kredit über 5.000 Louis d'Or?


Selbstverständlich, Lord Ludd.


Fünftausend.


Jetzt alles auf die Vier.


Ja, alles auf die Vier.


Rien ne va plus.


Die Vier verliert.


Macht nichts.


Ich bin müde.


Gehen wir essen?


Entschuldigt bitte, Lord Ludd.


Wenn lhr erlaubt?


Naturellement.


Herren aus ehrenhaften und höfischen
Kreisen wurde stets Kredit gewährt.


Sie bestanden nicht
auf sofortiger Bezahlung...


und akzeptierten auch Schuldscheine.


Aber wehe dem Mann, der nicht zahlte,
wenn der Schuldschein fällig wurde.


Barry war zur Stelle,
um ihm seine Rechnung zu präsentieren.


Und Verluste waren selten.


Salute.


Es war Barrys Geschicklichkeit
mit dem Degen zu verdanken,


daß gewissermaßen der gute Ruf
der Firma erhalten wurde.


En garde!


Ich werde noch heute bezahlen.


Man wird sehen, daß ihr Leben,


trotz allen Glanzes, gewisse Gefahren
und Probleme mit sich brachte.


Es brauchte Mut und Entschlossenheit,
um erfolgreich zu sein.


Und es brachte ein unstetes
Wanderleben mit sich.


Und trotzdem sie viel Glück hatten,


und Erfolg mit den Karten,
hatten sie nur wenig vorzuzeigen...


als ihre reiche Garderobe
und etwas Schmuck.


Fünf Jahre in der Armee
und die Erfahrung in der Welt...


hatten Barrys Vorstellungen
von der Liebe zerstört,


mit denen einst
sein Wanderleben begonnen hatte.


Und er hatte sich vorgenommen,
wie viele feine Herren vor ihm,


nur eine Frau von Rang
und Vermögen zu heiraten.


Wie der Zufall wollte,


trat eine Frau in sein Blickfeld,
die seinen Vorstellungen genau entsprach,


und die in Zukunft eine bedeutende Rolle
in seinem Leben spielen sollte.


Es war die Countess von Lyndon,


Marquise Bullingdon von England,


Baronin von Lyndon im Königreich Irland.


Eine Frau von bedeutendem Reichtum
und großer Schönheit.


Sie war die Frau des Edlen
Sir Charles Reginald Lyndon,


Ritter des Bath-Ordens,


und Minister von George III
an verschiedenen Höfen Europas.


Ein von der Gicht und anderen Leiden
befallener Mann,


der an den Rollstuhl gefesselt war.


Der Kaplan lhrer Gnaden, Herr Runt,


war der Hauslehrer ihres Sohnes,
des kleinen Lord Bullingdon,


einem melancholischen Jungen,
der sehr an seiner Mutter hing.


Ich schnappe etwas Luft.


Ja, Mylady.


Kurz und gut,


sechs Stunden nach dem Kennenlernen
war lhre Gnaden verliebt.


Und Barry benutzte
von nun an jede Gelegenheit,


um seine Beziehungen zu ihr zu festigen,


und wich kaum von ihrer Seite.


Guten Abend, meine Herren.


Sir Charles...


Guten Abend, Herr Barry.


Seid lhr fertig mit meiner Gnädigsten?


Wie meint lhr, bitte?


Es ist mir lieber, die Leute halten mich
für einen Hahnrei als für einen Dummkopf.


Ich glaube, Sir Charles,
lhr habt zuviel getrunken.


Was?


Euer Kaplan hat mich in die Gesellschaft
Eurer Frau eingeführt,


damit sie mich
in einer Glaubensfrage berate.


Er will...
jetzt schon meinen Platz einnehmen.


Er will jetzt schon
meinen Platz einnehmen.


Ist es nicht eine Freude für mich,
da mein Ende näherkommt,


mein Haus so wohlbestallt zu sehen?


Und meine Frau so besorgt, daß sie sich
schon um meinen Nachfolger bemüht?


Ist es nicht schön zu sehen,
wie sie als umsichtige Hausfrau...


alles für mein Ableben vorbereitet?


Ich hoffe, lhr wollt uns nicht
so bald verlassen, Sir Charles.


Nicht so schnell,
wie lhr es vielleicht möchtet.


Man hat mich in letzter Zeit
schon oft aufgegeben.


Und es gab immer
ein oder zwei Kandidaten,


die versessen darauf waren,
meine Nachfolge anzutreten.


Tut mir leid, Herr Barry.


Ich lasse Euch oder andere Anwärter
ungern warten.


Besser, Sie arrangieren sich
mit meinem Doktor,


oder Sie lassen mein Essen
mit Arsen würzen.


Meine Herren, wie sind die Chancen,
daß ich Herrn Barry noch hängen sehe?


Laßt den zuletzt lachen, der gewinnt.


Meine Herren.


Ich hole einen Arzt.


Nehmt einen Brandy, Sir Charles.


Aus einem Bericht im St. James Almanach:


"Gestorben in Spa in Belgien,


"Sir Charles Reginald Lyndon,


"Ritter des Bath-Ordens,
Mitglied des Parlaments...


"und während vieler Jahre...


"Gesandter Seiner Majestät
an verschiedenen europäischen Höfen.


"Sein Name wird unvergessen im Herzen
seiner Familie und Freunde weiterleben. "


UNTERBRECHUNG


TEIL II


EINE AUFLISTUNG


DES UNGLÜCKS UND DER PLAGEN
DIE BARRY LYNDON ZUTEIL WURDEN


"Liebe Gemeinde...


"Wir treten hier zusammen
vor das Angesicht Gottes...


"in Demut und Dankbarkeit,
um in Heiliger Ehe...


"diesen Mann und diese Frau zu vereinen."


Ein Jahr später, am 15. Juni...


des Jahres 1773,


hatte Redmond Barry die Ehre, die
Countess von Lyndon zum Altar zu führen.


Die Trauung wurde
von Reverend Runt vollzogen.


"...und darf nicht unbedacht
geschlossen werden,


"ohne Führung Gottes,
ohne Verantwortung,


"lüstern und weltlich,


"im Dienste der fleischlichen Triebe,


"wie von wilden Tiere,
die keine Erkenntnis haben.


"Sondern in Demut,


"im Dienst der Gemeinde...


"und als leuchtendes Beispiel für die Welt...


"und zur Ehre Gottes,


"auf daß keiner vergesse,


"wozu die Ehe gestiftet wurde.


"Zunächst...


"um fruchtbar zu sein und die Kinder
in der Furcht Gottes...


"und in Seinem Heiligen Namen
zu erziehen.


"Sodann,


"um der Sünde der Lust zu wehren,
und der Unzucht Einhalt zu gebieten."


Barry war auf dem Höhepunkt
seiner Laufbahn angelangt,


und hatte aus eigener Kraft
eine Stellung in der Gesellschaft errungen.


Zudem wurde ihm durch gnädige Erlaubnis
Seiner Majestät gestattet,


den Namen seiner liebreizenden Gattin
dem eigenen hinzuzufügen.


Und fortan trug er, Redmond Barry,
den Rang...


und Titel von Barry Lyndon.


Redmond, bitte höre doch
eine Weile auf zu rauchen.


Lady Lyndon mußte sich schon bald damit
bescheiden, in Barrys Leben...


keine größere Rolle zu spielen
als die eleganten Teppiche und Bilder,


die nun den üppigen Hintergrund
seiner Existenz bildeten.


Lord Bullingdon,
lhr scheint heute besonders bedrückt.


lhr solltet Euch freuen,
daß Eure Mutter wieder geheiratet hat.


Nicht auf diese Weise.


Und nicht so überstürzt.


Und ganz gewiß nicht diesen Mann.


Ich denke, lhr beurteilt Eure Mutter zu hart.


Mögt lhr denn Euren neuen Vater nicht?


Nicht besonders.


Er scheint nichts weiter zu sein
als ein gewöhnlicher Opportunist.


Ich glaube nicht, daß er meine Mutter liebt.


Und es tut mir weh zu sehen,
wie dieser Mann sie zur Närrin macht.


Nach einem Jahr gebar ihm
die Countess Lyndon einen Sohn.


Sie nannten ihn Bryan Patrick Lyndon.


lhre Ladyschaft und Barry
gingen jeder bald eigene Wege.


Sie zog die Abgeschiedenheit vor.
Oder um bei der Wahrheit zu bleiben:


Er bevorzugte sie für seine Gattin,
da er an Frauen ein stilles Wesen schätzte.


Da sie außerdem Mutter war,
würde sie ja ganz im Aufziehen...


und im Herausputzen
ihres kleinen Bryan aufgehen,


für den sie alle weltlichen
Freuden aufgeben sollte,


da dieser Teil, nach Barrys Vorstellungen,


zu seinen Pflichten gehörte,
denen er als Oberhaupt...


einer vornehmen Familie
mit Pünktlichkeit nachkam.


Lady Lyndon war ohnedies
von melancholischer Natur,


und hatte, von ihrem Gemahl alleine
gelassen, wenig Anlaß fröhlich zu sein.


Im Gegenteil: Eifersucht hatte
sie nun auch noch zu ertragen.


Und sie mußte Rivalinnen
selbst unter den Hausmädchen entdecken.


Samuel, wie spät ist es eigentlich?


25 Minuten nach 11, Mylady.


Spielen wir eine letzte Partie,
meine Damen?


Guten Morgen, meine Damen.


Entschuldigen Sie, bitte. Ich habe
mit Lady Lyndon etwas zu besprechen.


Bitte verzeih mir.


Dieser Mantel ist aus feinstem Samt.


Alles sehr schön mit
silbernem Faden verarbeitet.


Kein feinerer Samt ist je gewoben worden.
Es gibt keinen Besseren.


Entschuldigung, meine Herren.


Guten Morgen, Liebster.


Wir wollen mit den Kindern ins Dorf fahren,
sind aber zum Tee zurück.


Dann viel Spaß. Auf Wiedersehen.


Auf Wiedersehen, kleiner Bryan.


Lord Bullingdon...


Paß gut auf deine Mutter auf.


Komm, gib deinem Vater
einen richtigen Kuß.


Lord Bullingdon.


Benimmt man sich so
seinem Vater gegenüber?


Lord Bullingdon,
hast du deine Zunge verschluckt?


Mein Vater war Sir Charles Lyndon. Ich
habe ihn nicht vergessen, wie die meisten.


Lord Bullingdon!
Du hast deinen Vater beleidigt!


Madam, lhr habt meinen Vater beleidigt.


Liebste, bitte entschuldigt uns.
Wir haben etwas allein zu besprechen.


Meine Herren.


Eins.


Zwei.


Sechs.


Lord Bullingdon,


ich bin dir immer
mit freundschaftlicher Zuneigung begegnet.


Aber sei dir bitte über eines im klaren.


Wie Männer mich behandeln,
behandle ich sie.


Ich habe noch nie einen Lord verprügelt.


Aber solltest du mich zwingen,
werde ich eine Gewohnheit daraus machen.


Hast du dazu noch etwas zu sagen?


Nein.


Du darfst gehen.


Barry erkannte, und nicht grundlos,
daß dies...


Bullingdons Kriegserklärung war,


und daß das Unglück,
das noch folgen sollte,


in Bullingdons Schaffen
seine Wurzeln hatte.


Ich mache jetzt
einen richtigen Zauberer aus dir, Bryan.


Ich zeige dir den Knoten, der gar keiner ist.


Mit den Jahren hatte sich in Bullingdon...


ein solcher Haß gegen
seinen Stiefvater aufgestaut,


der nur von der Liebe zu seiner Mutter
aufgewogen wurde.


Eine Verbeugung! Sehr gut.


Bitte lege es auf den Tisch. Ich danke dir.


Zu Bryans achtem Geburtstag kamen
die benachbarten Adeligen und Kinder,


um ihm Respekt zu zollen.


Innen und außen ist nichts.


Nun fahre mit der Hand darüber.
Ist jetzt etwas drin?


Wunderbar! Wunderbar farbige,
seidene Tücher!


Verbeuge dich, Bryan.
Das hast du gut gemacht.


Wirklich sehr gut.


Laß sehen,
ob du etwas hinter deinem Ohr hast.


Ja, da ist etwas.


Ein kleiner Ball! Zaubern wir ihn weg.


Jetzt ist er weg.


Hier ist er, hinter meinem Arm.


Jetzt streiche
über mein grünes seidenes Tuch.


Laß sehen, ob eine Zauberblume erblüht.


Da ist sie schon.


In allen Farben des Regenbogens.


Weißt du, daß alle Farben des
Regenbogens nur eine Farbe ergeben?


Hier ist nichts.


Sie ergeben die Farbe... weiß.


Und hier ist...


mein schönes weißes Kaninchen.


Bryan, das hast du sehr gut gemacht.
Eine kleine Verbeugung.


Dann schlichen wir zum Fort.
Ich sprang als erster über die Mauer.


Meine Männer kletterten hinter mir her.


Du hättest die Gesichter der Franzosen
sehen sollen, als 23 Teufelskerle...


mit Schwertern und Pistolen,
schlagwütig in ihr Fort stürmten.


Und nach drei Minuten rollten
so viele Köpfe auf der Erde,


wie es Kanonenkugeln gab.


Noch am gleichen Tag besuchte
uns unser edler Prinz Henry.


"Welcher Held hat das getan?"
Daraufhin trat ich vor.


"Wie viele Köpfe habt lhr abgeschlagen?",
fragte er.


"19", sagte ich, "und viele verwundet".


Und, verdammt, als er das hörte,
brach er in Tränen aus.


"Du tapferer Streiter", sagte er.


"Hier sind 19 Goldstücke, eines
für jeden Kopf, den lhr abgeschlagen habt."


Na, wie findest du das?


Durftest du die Köpfe behalten?


Nein, die Köpfe bleiben
immer Eigentum des Königs.


Erzählst du mir noch eine Geschichte?


Ich erzähle dir morgen wieder eine.


Papa, spielst du morgen
wieder mit mir Karten?


Aber natürlich! So, schlaf jetzt.


Bitte laß die Kerzen brennen.


Aber Bryan! Große Jungen schlafen
doch nicht bei Kerzenlicht.


Aber ich habe Angst im Dunkeln.


Du brauchst doch keine Angst zu haben.


Aber ich habe lieber die Kerzen brennen.


Also gut. Wir lassen die Kerzen brennen.


Danke, Papa.


Gute Nacht.


Ach, Redmond!


Es ist ein Segen, meinen Sohn
in der Stellung zu sehen, die ihm gebührt.


Und für die ich ihn unter großen Opfern
erzogen habe.


Der kleine Bryan ist ein lieber Junge,


und du lebst in großem Wohlstand.


Deine Frau weiß, du bist ein Schatz.


Sie wäre auch mit einem Herzog
nicht glücklicher geworden.


Aber wenn sie eines Tages
meinen wilden Redmond nicht mehr mag...


und seine irischen Angewohnheiten...


oder sollte sie sterben,


was wird dann wohl aus meinem Sohn
und meinem Enkelkind?


Du selbst besitzt keinen roten Heller,


und kannst keine Geschäfte
ohne ihre Unterschrift abschließen.


Mit ihrem Tod fällt der ganze Besitz
an Lord Bullingdon.


Und der ist dir nicht gerade wohlgesonnen.


Du würdest auf der Straße stehen,


und unser lieber Bryan wäre ganz
von Lord Bullingdon abhängig.


Ich werde dir jetzt etwas sagen.


Es gibt nur einen Weg,
dich und deinen Sohn abzusichern.


Du mußt dir einen Titel beschaffen.


Ich werde nicht eher ruhen,
bis ich dich als Lord Lyndon sehe.


Du hast einflußreiche Freunde.


Die können dir sagen,
wie man so etwas macht.


Denn mit Geld, zur richtigen Zeit
und vernünftig angewandt,


kannst du alles erreichen.


Und tatsächlich kannte Barry jemanden,
der sich auf diese Dinge verstand.


Es war kein Geringerer als der bedeutende
Anwalt und frühere Minister...


Lord Hallam,


dessen Bekanntschaft er, wie viele andere,
am Spieltisch gemacht hatte.


Kennt lhr zufällig
den dreizehnten Grafen von Wendover?


Ich glaube nicht.


Nun, dieser Edelmann gehört zum Kabinett
Seiner Majestät,


und steht mit unserem verehrten
Monarchen auf vertrautem Fuße.


Meiner Ansicht nach wäre er
am ehesten geeignet,


Euren Anspruch auf den Titel,
zu Eurer Zufriedenheit sicherzustellen.


Wenn ich jemanden akzeptiere,
Herr Lyndon, ist er oder sie sicher.


Sie sind dann über jeden Zweifel erhaben.


Meine Freunde sind die Besten.
Ich sage nicht, die Tugendhaftesten,


oder etwa die Liederlichsten,
oder die Klügsten,


oder die Dümmsten, oder die Reichsten,
oder die Vornehmsten.


Sondern die Besten.


Mit einem Wort: Leute,
die über jeden Zweifel erhaben sind.


Ich kann nicht sagen,
wie lange es dauern wird.


lhr werdet verstehen,
daß das keine ganz einfache Sache ist.


Aber ein Mann wie lhr
mit Landbesitz und 30.000 im Jahr...


sollte einen Titel haben.


Als ich mich umdrehte,
stand ein Fremder hinter mir.


Ich sah ihn an, und er sagte zu mir:


"Entschuldigt, Sir!
Lebt Lord Wendover noch oder ist er tot?"


Ich war so erstaunt,
ich wußte nicht, was sagen.


Aber ich war ärgerlich
und so sagte ich: "Er ist tot."


Barrys Bemühen um den Titel eines Lords
war sein unglücklichstes Unterfangen.


Er gab Unsummen aus,


machte kostbare Geschenke,


kaufte Land um das Zehnfache
seines Wertes,


und erwarb Bilder und
Kunstwerke zu ruinösen Preisen.


Er gab immer wieder Empfänge
für jene Freunde,


die dem Monarchen nahe standen
und ihn unterstützen wollten.


Bestechungsgelder wurden gezahlt,
auch bei Hofe und so nah...


Seiner Königlichen Majestät,
daß Barry mit Erstaunen feststellte,


wie Männer des Hochadels sich
herabließen, seine Darlehen anzunehmen.


Dies ist von Ludovico Cordi.


Ein Schüler von Alessandro Allori.


Datiert 1605...


und zeigt die "Heiligen Drei Könige".


Er ist wunderschön.


Ja.


Superb, wie der Meister
die Farbe Blau verwendet.


Ja, unvergleichlich.


Und darf ich wissen, was es kosten soll?


Dies ist eines meiner besten Bilder.


Aber wenn lhr es wirklich mögt,
werden wir uns sicher einigen können.


Lord Wendover, Eure Majestät.


Es freut mich, Euch hier zu sehen,
Lord Wendover.


Wie geht es Lady Wendover?


Danke ergebenst, Eure Majestät.
Lady Wendover geht es besser.


Bitte bestellt lhr meine Grüße und sagt ihr,
daß wir sie bei Hof vermissen.


Wie geht es Euren Söhnen?


Danke, gut. Charles ist zur See unter der
Obhut von Captain Geary auf der Ramilies.


John wird in Oxford
zum Priester ausgebildet.


Gut. Gut!


Das ist Herr Barry Lyndon.


Herr Lyndon. Wir haben Sir Charles Lyndon
sehr geschätzt.


Und wie geht es Lady Lyndon?


Es geht ihr gut, Majestät.


Herr Lyndon hob eine Kompanie aus, zum
Kampf gegen die amerikanischen Rebellen.


Gut, Herr Lyndon. Stelle er noch
eine auf und gehe er gleich mit.


Barry war klug genug,
ein Vermögen zu gewinnen,


aber unfähig, dieses festzuhalten.


Denn gerade die Eigenschaften,
mit denen ein Mann sein Glück macht,


gereichen ihm später
nur allzuoft zum Verderben.


Das Gewicht der Sorgen und Pflichten,


das betrübliche Gefolge eines Mannes
von Rang, belasteten ihn.


Und er schien seine Zeit nur...


mit dem Abfassen von Briefen
an Anwälte und Bankiers und...


endloser Korrespondenz zu verbringen,


mit Dekorateuren und Köchen.


Meine Herren, ich lasse Sie ein paar
Minuten allein. Sie können weiterarbeiten.


Ja, Sir.


Bully.


Weißt du,


was "angestrengt" bedeutet?


Bryan, ich versuche zu arbeiten.


Was bedeutet es denn?


Es bedeutet,
"etwas tun, was Kraft erfordert".


Und das Wort "Viereck"?


Ein Viereck ist eine Figur mit vier Seiten,
wie ein Quadrat oder ein Rechteck.


Bitte sei jetzt still, laß mich arbeiten.


Bryan! Bitte sei ruhig!


Hast du meinen Bleistift gesehen?


Nein, habe ich nicht.


Bryan, bitte, hör jetzt endlich damit auf!


Da ist ja mein Bleistift.


Das ist er nicht.


Ist er doch.


Ich hatte ihn den ganzen Morgen.


Es ist mein Bleistift!


Sei jetzt still!


Es ist mein Bleistift!


Dir werde ich's zeigen.


Was zum Teufel ist denn hier los?


Ich habe gesagt,
rühre diesen Jungen niemals an.


Eins.


Zwei.


Sechs.


War das alles, Herr Redmond Barry?


Ja, das war alles.


Dann will ich Euch was sagen.


Von diesem Moment an werdet lhr gegen
mich nie wieder einen Stock erheben.


Ich werde Euch töten,
wenn lhr jemals wieder Hand an mich legt.


War das deutlich genug, Sir?


Mach, daß du rauskommst!


Passen ihm meine Schuhe nicht gut,
Euer Gnaden?


Mein armes Kind...


Ist es nicht ein Jammer für dich,
daß ich noch lebe?


Die Lyndons hätten in dir
einen würdigeren Nachfolger,


der sich durch das edle Blut...


der Barrys von Barryville auszeichnete.


Was meint lhr...


Herr Redmond Barry?


lhr wißt, wie ich dieses Kind liebe,


und solltet daher wissen,
daß ich Euch ebenso liebte,


wenn lhr Euch meiner Liebe
würdig gezeigt hättet.


Madam!


Ich habe die Mißhandlungen
dieses irischen Hochkömmlings,


mit dem lhr Euer Bett teilt, ertragen,
so lange es mir nur möglich war.


Ich verabscheue seine niedere
Herkunft und seine rohen Manieren.


Noch widerlicher aber ist sein schamloses
Verhalten Euch gegenüber.


Sein brutales und erbärmliches Benehmen.


Seine offenkundige Untreue.


Seine frechen Betrügereien, mit denen er
Euren und meinen Besitz verschleudert.


Und da ich diesen Schmarotzer nicht
zur Rechenschaft ziehen kann,


und es nicht ertrage,
wie er Euch behandelt,


habe ich den Entschluß gefaßt,


von zu Hause wegzugehen,


und nicht zurückzukehren,
zeit seines Lebens,


oder meines.


Erwarten Euer Gnaden noch jemanden?


Nein, ich bin heute alleine.


Das Roastbeef ist zu empfehlen, Mylord.


Hallo, Neville. Wie geht es Ihnen?


Ah, Barry, guten Tag.


Ich sehe, lhr seid allein.
Setzt Euch doch zu mir.


Oh, danke, Barry, sehr freundlich, aber...


ich erwarte noch jemanden.


Wie schade. Lady Lyndon und ich
haben Euch in letzter Zeit sehr vermißt.


Meine besten Empfehlungen
an Lady Lyndon.


Sagt lhr, ich war in letzter Zeit
sehr beschäftigt.


Ich werd's ihr sagen.


Am Achten nächsten Monats erwarten wir
einige Gäste.


Werdet lhr uns auch die Ehre geben?


Ich muß mal überlegen. Aber ich glaube,
da habe ich schon etwas vor.


Ich hoffe,
lhr könnt es doch noch einrichten.


Ich werde Euch Nachricht geben.


Ich hoffe, bald von Euch zu hören.
Es war schön, Euch wiederzusehen.


Selbst wenn er Lord Bullingdon
ermordet hätte,


hätte Barry kaum auf mehr Ablehnung
stoßen können,


als ihm jetzt entgegengebracht wurde.


Seine Freunde fielen von ihm ab.


Man munkelte über seine Grausamkeit
gegenüber seinem Stiefsohn.


Und plötzlich kamen
alle Rechnungen zusammen.


Und alle Schulden aus der Zeit seiner Ehe
sollten beglichen werden,


die die Gläubiger mit hastiger
Unnachgiebigkeit präsentierten.


Die Summe war erschreckend.


Barry war hilflos gefangen in einem Netz
von Verträgen, Verpflichtungen,


Hypotheken und Schuldverschreibungen
und den daraus resultierenden Übeln.


Es bedurfte des Großteils
von Lady Lyndons Vermögen,


um alle Ansprüche zu befriedigen.


Findest du das gut?


Ausgezeichnet.


Was ist das?


Das ist ein Pfau auf einer Mauer.


Lies doch mal vor!


Ich habe diesen Vogel gesehen.


Wer ist das?


Mama in ihrer Kutsche.


Fährt sie nach London?


Ich weiß es nicht.


Barry hatte seine Fehler.


Aber er war ein guter und zärtlicher Vater.


Er war seinem Sohn
in blinder Liebe zugetan.


Er schlug ihm nichts ab.


Und er malte sich den späteren
Erfolg seines Lieblings aus,


und den Rang,


den er in der Welt
einmal einnehmen sollte.


Aber das Schicksal hatte beschieden,


daß keiner seines Namens
ihn überleben sollte,


und daß er selbst kinderlos,


arm und einsam sterben sollte.


Papa!


Ja, Bryan?


Ich möchte so gern ein Pferd haben.


Du möchtest ein Pferd haben?


Ja, Papa.


Aber du hast doch Julia.


Aber ich will ein richtiges Pferd.


Dann kann ich mit dir zur Jagd ausreiten.


Du glaubst, du bist groß genug dafür?


Ja, Papa.


Jonathan Plunkett ist kaum älter als ich,
und er darf schon mit seinem Papa jagen.


Nun, ich will's mir überlegen.


Bitte, sag "Ja".
Ich möchte nichts lieber als ein Pferd.


Wir wollen mal sehen.


Oh, danke, Papa! Danke!


Was wollt lhr für ihn haben?


Einhundert Guineas.


Es ist ein schönes, junges Pferd.


Aber 75 scheint mir
ein angemessenerer Preis zu sein.


Es ist Eures für 80 Guineas
und nicht weniger.


Fünf Guineas sollten zwei Ehrenmännern
nie im Wege stehen. 80 also.


Abgemacht.


Bringe das Pferd rüber zu Doolans Hof
und sag ihm, er soll es einreiten.


Sag, es ist eine Geburtstagsüberraschung
für Master Bryan.


Und denk auch selber dran.


Papa.


Ja, Bryan?


Hast du das Pferd gekauft?


Was für ein Pferd denn?


Das Pferd, das du zu meinem Geburtstag
kaufen wolltest.


Daran hab' ich gar nicht mehr gedacht.


Aber ich habe gehört,
daß du das Pferd schon gekauft hast.


Der Stallknecht auf Doolans Farm
reitet es ein.


Ist das wahr?


Wann ist dein Geburtstag?


Nächsten Dienstag.


Dann wirst du dich bis dahin
auch gedulden müssen.


Also, es ist wirklich wahr! Oh, danke, Papa.


Ja, Mama?


Versprich mir, daß du das Pferd nur
im Beisein deines Vaters reitest.


Ja, Mama. Ich verspreche es.


Und ich verspreche dir eine Tracht Prügel,


falls du das Pferd vor deinem Geburtstag
ansehen solltest.


Ja, Papa.


Verstanden?


Ja, Papa.


Du versprichst es mir?


Ja, Papa. Ich verspreche es.


Dann setz dich und iß weiter.


Tut mir leid, Euch zu belästigen,


aber ich glaube, Master Bryan
hat nicht gehorcht,


und sich zu Doolans Hof weggeschlichen.


Als ich in sein Zimmer kam,
war das Bett leer.


Jemand vom Küchenpersonal sah
ihn im Morgengrauen weglaufen.


Wie konnte das passieren?


Er ging wohl durch mein Zimmer,
während ich schlief.


Oh, mein Gott...
Wie konnte das geschehen?


Ich sah den Jungen,
wie er über das Feld ritt, Sir,


und Ärger mit dem Pferd hatte,
weil es störrisch war.


Plötzlich schlug das Tier aus, bäumte sich
auf, und warf den armen Jungen ab.


Oh, Bryan! Warum hast du das nur getan?


Tut mir leid, Papa.


Wirst du mich jetzt auch nicht verhauen?


Nein, mein Liebling.


Ich werde dich nicht hauen.


Reite so schnell du kannst
zu Dr. Broughton.


Sag ihm, er soll schnellstens herkommen.
Hast du verstanden?


Die Ärzte wurden gerufen,


aber was vermögen Ärzte im Kampf
gegen solch grimmigen Gegner?


Sie konnten nur den Zustand des armen
Kindes als hoffnungslos bestätigen.


Er blieb seinen Eltern noch zwei Tage.


Und es war ein bitterer Trost,
daß er keine Schmerzen hatte.


Papa.


Muß ich jetzt sterben?


Nein, mein Liebling, sterben mußt du nicht.


Ich kann gar nichts mehr fühlen.
Nur noch meine Hände.


Heißt das,
daß schon ein Stück von mir tot ist?


Nein, mein Liebling.
Du bist nur vom Pferd gefallen.


Du wirst bald wieder gesund werden.


Papa, komme ich in den Himmel,
wenn ich tot bin?


Sicher, mein kleiner Liebling,


aber du wirst nicht sterben.


Mama, gib mir deine Hand.


Papa, gib mir deine Hand.


Wollt ihr mir beide etwas versprechen?


Ja.


Versprecht, euch nie wieder zu streiten,


sondern euch immer liebzuhaben,


damit wir uns im Himmel wiedersehen.


Bullingdon hat gesagt, daß dort
keiner hinkommt, der immer streitet.


Ja, wir versprechen es.


Erzähl mir noch mal
die Geschichte von dem Fort.


Aber gern.


Wir schlichen uns zum Fort.


Ich sprang als erster über die Mauer.
Meine Männer hinter mir her.


Du hättest die Gesichter...


der Franzosen sehen sollen,
als 23 Teufelskerle, mit Schwertern...


und Pistolen holterdiepolter
in ihr Fort stürmten.


Und drei Minuten später...


war alles...


"'Ich bin die Auferstehung und das Leben',
sagt der Herr.


"'Wer an mich glaubt, der wird leben,


"'obgleich er stürbe.


"'Und wer da lebet und glaubet an mich,


"'der wird nimmermehr sterben.'


"Aber ich weiß, daß mein Erlöser lebt,


"und als der letzte wird er
über dem Staube sich erheben.


"Und nachdem diese, meine Haut,
zerschlagen ist,


"werde ich, ohne mein Fleisch, Gott sehen.


"Denselben werde ich sehen,
und meine Augen werden ihn schauen,


"und niemanden sonst.


"Ich bin nackt von meiner
Mutter Leibe gekommen,


"und nackt werde ich wieder dahinfahren.


"Der Herr hat's gegeben,
der Herr hat's genommen,


"der Name des Herrn sei gelobt."


Nichts vermochte
Barrys Schmerz zu lindern,


und nur im Trinken konnte er
Trost und Vergessen finden.


Nur seine Mutter stand ihm bei
in seinem Unglück.


Und in vielen Nächten, als er sich
ihrer Aufmerksamkeit nicht bewußt war,


achtete sie darauf,
daß er zu Bett gebracht wurde.


"Oh, heiliger Gott.


"Vater aller Gnaden und Gott allen Trostes.


"Wir flehen dich an,
schau voll Mitleid und Erbarmen...


"auf diese leidende Magd.


"Du hast sie in Versuchung geführt...


"und ihr Lasten auferlegt."


Lady Lyndon,
schon immer exaltiert und nervös,


flüchtete voller Inbrunst ins Gebet,


daß man sie zuzeiten
für nahezu verwirrt halten konnte.


In dieser Zeit der großen Trauer
fiel die Verwaltung...


des Hauses und der Ländereien
der Lyndons...


an Frau Barry, deren Ordnungsliebe...


sich auf alle Angelegenheiten
des Anwesens erstreckte.


lhr wolltet mich sprechen, Madam?


Ja, Reverend. Setzt Euch, bitte.


Wir müssen später noch ein paar
Dinge besprechen, Graham.


Jetzt laßt bitte Lady Lyndon...


diese Papiere unterschreiben.


Ja, Madam.


Reverend Runt,


ich muß Euch mitteilen,
daß wir durch die tragischen Ereignisse...


keines Hauslehrers mehr bedürfen.


Und da wir uns in finanziellen
Schwierigkeiten befinden,


muß ich Euch leider bitten,
zu meinem allergrößten Bedauern,


Eure Stellung aufzugeben.


Madam, ich verstehe
Eure Lage vollkommen,


und sorgt Euch nicht um mein Gehalt.
Ich verzichte gern darauf.


Ich werde Lady Lyndon in ihrem
jetzigen Zustand keinesfalls alleine lassen.


Ich werde ganz offen zu Euch sein.


Ich glaube, daß lhr die Hauptverantwortung
für ihren jetzigen Geisteszustand tragt.


Und je eher lhr gehen werdet,
desto besser für sie.


Bei allem Respekt, Madam.


Nur, meine Weisungen werden mir
allein von Lady Lyndon gegeben.


Reverend Runt.


Lady Lyndon ist nicht in der Verfassung,
irgend jemandem Weisungen zu erteilen.


Mein Sohn hat mich beauftragt,
hier nach dem Rechten zu sehen,


da er sich im Augenblick
nicht selbst darum kümmern kann.


Und solange ich bestimme,


werdet lhr meinen Weisungen
Folge leisten.


Ich denke dabei einzig an Lady Lyndon.


Madam.


lhr denkt einzig
an Lady Lyndons Unterschrift.


Euch und Eurem Sohn ist es gelungen,
fast den Familienbesitz durchzubringen.


Und um auch noch den Rest zu bekommen,


haltet lhr Lady Lyndon wie eine Gefangene.


Reverend Runt.


Ich erachte unsere Unterhaltung
für abgeschlossen.


lhr packt Eure Koffer
und verlaßt uns morgen früh.


Gott! Hilfe! Hilfe!


In dieser an Unruhen
und Verwirrungen reichen Zeit...


versuchte Lady Lyndon,
mit Gift ihrem Leben ein Ende zu bereiten.


Aber die eingenommene Dosis...


machte sie nur schwer krank.


Mit ihrer Tat löste sie
jedoch endlich Entschlüsse aus,


die schon lange reif waren.


Oh, mein Gott!


Wenn meine Mutter gestorben wäre,


wäre ich für ihren Tod
genauso verantwortlich,


als hätte ich ihr das Gift selbst gegeben.


Denn zur ewigen Schande
meines Familiennamens...


habe ich durch meine Schwäche
und meine Feigheit...


den Barrys erlaubt, in unserem Hause...


eine brutale und schreckliche Herrschaft
zu errichten,


meiner lieben Mutter das Herz zu brechen,


und das gesamte Vermögen
meines leiblichen Vaters zu verschleudern.


Meine Freunde versichern mich
zwar ihres Mitgefühls,


aber ich weiß ganz genau,
daß sie mich heimlich verachten.


Und sie haben damit nicht einmal unrecht.


Nun gut...


Ich weiß jetzt, was ich tun muß.


Und was ich tun werde.


Koste es, was es wolle.


Guten Morgen, Mylord.


Guten Morgen.


Ist Herr Barry Lyndon hier?


Ja, Mylord, er ist hier.


Herr Redmond Barry.


Als wir uns das letzte Mal sahen,


war Euer Verhalten mir gegenüber
brutal und erniedrigend.


Wieviel Zeit auch vergangen ist,


ich kann und will diesen Vorfall...


nicht auf sich beruhen lassen.


Und deshalb fordere ich
Genugtuung von Euch.


Herr Lyndon,


dies sind zwei gleiche Pistolen,
und wie lhr gesehen habt,


hat Euer Sekundant die eine geladen
und ich die andere.


Da sie Lord Bullingdon gehören,
habt lhr die freie Wahl der Waffe.


Lord Bullingdon.


Also, meine Herren, um zu entscheiden,
wer den ersten Schuß hat,


werde ich eine Münze werfen.


Lord Bullingdon als der Beleidigte
darf die Seite wählen.


Sind beide Parteien damit einverstanden?


Ja.


Wenn Lord Bullingdons Wahl richtig ist,
hat er den ersten Schuß.


Im anderen Falle wird Herr Lyndon
den ersten Schuß abgeben.


Ist das verstanden worden?


Wie ist Eure Wahl, Lord Bullingdon?


Kopf.


Kopf.


Also wird Lord Bullingdon
den ersten Schuß abgeben.


Lord Bullingdon,


nehmt Euren Platz ein.


Eins... zwei... drei...


vier... fünf... sechs...


sieben... acht... neun... zehn.


Herr Lyndon, nehmt Euren Platz ein.


Herr Lyndon, seid lhr bereit?


Ja.


Lord Bullingdon...


Spannen Sie die Pistole.


Fertig zum Feuern.


Sir Richard, diese Pistole ist fehlerhaft!


Gebt mir bitte eine andere.


Bedaure, Lord Bullingdon,
aber lhr habt Euren Schuß abgegeben.


Nun ist die Reihe an Herrn Lyndon.


Das ist richtig, Lord Bullingdon.


Eure Pistole ist abgefeuert worden,
und das zählt als Euer Schuß.


Herr Lyndon.
Seid lhr mit den Regeln vertraut?


Ja.


Lord Bullingdon,


seid lhr bereit,
Euch Herrn Lyndon zu stellen?


Ja.


Also gut dann.


Herr Lyndon,


spannen Sie die Pistole.


Fertig zum Feuern.


Seid lhr bereit, Lord Bullingdon?


Ist Eure Pistole gespannt, Herr Lyndon?


Ja.


So hört auf mein Kommando.


Eins...


Zwei...


Lord Bullingdon, da Herr Lyndon
auf den Boden geschossen hat,


könnt lhr nun
auf weitere Genugtuung verzichten?


Meiner Forderung
ist noch nicht Genüge getan.


Herr Lyndon, seid lhr bereit?


Ja.


Lord Bullingdon,


spannt Eure Pistole. Fertig zum Feuern.


Eins...


Zwei...


Barry wurde zu einem nahen Gasthaus
getragen, und ein Arzt wurde geholt.


So, ich bin fast fertig.


Ich muß Ihnen leider sagen,


Sie werden lhr Bein verlieren.


Wahrscheinlich unter dem Knie.


Verlieren?


Aber warum denn?


Es ist die einzige Möglichkeit,
Euer Leben zu retten.


Die Kugel hat das Schienbein
zerschmettert und die Arterie zerrissen.


Nur durch eine Amputation
kann ich die Arterie nähen...


und die Blutung zum Stillstand bringen.


Graham.


Ja, Mylord?


Sobald wir auf Schloß Hackton ankommen,
unterrichtet Frau Barry über den Vorfall.


Erwähnt keine unnötigen Einzelheiten.


Sagt ihr nur, wo er ist,
und daß er am Bein verwundet wurde.


Sie wird natürlich zu ihm wollen.


Sorgt dafür,
daß sie schnellstens das Haus verläßt.


Gebt ihr keine Gelegenheit,


mit meiner Mutter zu sprechen...


oder vor ihrer Abreise
im Haus Verwirrungen zu stiften.


Ja, Mylord.


Frau Barry, wie geht es Euch?


Schön, Euch zu sehen. Kommt herein.


Danke sehr.


lhr... habt meine Nachricht erhalten?


Ja, wir haben Euch erwartet.


Ich wollte nicht unangemeldet kommen.


Herr Lyndon. Wie fühlt lhr Euch?


Es geht mir viel besser. Danke, Graham.


Wollt lhr Euch nicht setzen?


Danke, Frau Barry.


Möchtet lhr etwas Tee?


Oh, nein, danke, Frau Barry.
Im Moment nicht.


Und wie ist es Euch ergangen, Graham?


Oh, recht gut.


Und ist hier alles zu Eurer Zufriedenheit?


Ja, danke, Graham.


Das freut mich!


Können wir zur Sache kommen?


Selbstverständlich.


Herr Lyndon...


Lord Bullingdon beauftragte mich,


Euch eine Rente anzubieten,


in Höhe von 500 Guineas pro Jahr
auf Lebenszeit.


Aber nur unter der Bedingung,


daß lhr England verlaßt.


Im Falle Eurer Rückkehr wird sie...


unverzüglich eingestellt.


Lord Bullingdon bat mich
außerdem darauf hinzuweisen,


solltet lhr Euch entscheiden, hierzubleiben,


lhr bedauerlicherweise...


im Gefängnis landen werdet.


Aber unter Berücksichtigung
aller Umstände werden bald...


unzählige Vorladungen
gegen Euch erwirkt werden...


aufgrund Eurer überfälligen
Rechnungen und Schulden.


Und da lhr leider jegliche Kreditwürdigkeit
verloren habt,


ist Eure Lage...


völlig aussichtslos geworden.


Was blieb dem an Leib und Seele
gebrochenen Mann übrig,


gedemütigt und geschlagen, wie er war?


Er nahm an und kehrte mit seiner Mutter...


nach Irland zurück.


Später ging er wieder auf Reisen.


Aber wir sind nicht in der Lage,
seinem Leben genau zu folgen.


Es scheint, er nahm seinen früheren Beruf
als Spieler wieder auf,


aber ohne den ehemaligen Erfolg.


Lady Lyndon sah er niemals wieder.


Ersuch Bezahlung Redmond Barry für
jährliche 500 Guineas, auf Rechnung.


EPILOG


ES WAR ZU ZEITEN GEORGE III
IN DER DIE GENANNTEN PERSONEN


LEBTEN UND KÄMPFTEN;


GUT ODER BÖSE, SCHÖN ODER
HÄSSLICH, REICH ODER ARM


JETZT SIND SIE ALLE GLEICH